Party: Paintropy - Bilder von Martin Ostermayer

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Party: Paintropy - Bilder von Martin Ostermayer

Am Anfang war eine weiße Wohnzimmerwand. Eine, auf der ganz klar ein Bild fehlte. Ein selbst gemaltes Bild. Dummerweise kann ich nicht malen.
Dafür war ich immer ganz gut in Naturwissenschaften. Sollten doch physikalische Phänomene für mich malen – kinetische Energie, eine Art
Explosion. Vor meinem inneren Auge sah ich Unmengen von Farbe auf eine Leinwand zufliegen. Doch wie setzt man das technisch am besten um?
Die Farbe sollte ja nicht in alle Richtungen spritzen, sondern gezielt auf die Leinwand treffen. Im Keller stieß ich auf ein altes Rohr meines ausgemusterten Kachelofens. Die perfekte Abschussvorrichtung. Wie dann die Idee mit den Kondomen kam, lässt sich nicht mehr so ganz nachvollziehen. Aber irgendwo musste die zu verteilende Farbe schließlich hinein und so ließ sich die "Munition" obendrein optimal portionieren. Für
den Sprengungseffekt sollten jene Böller sorgen, die der Bundesanstalt für Materialforschung jedes Jahr zu Silvester Kopfzerbrechen bereiten. Der erste „Paintropy“-Einsatz entwickelte sich zur Nacht- und Nebelaktion unter einer Autobahnbrücke im Brandenburger Niemandsland. Es nieselte, kein Mensch weit und breit. Im Scheinwerferlicht des Autos entstand das erste Werk. Ein Versuch mit ungewissem Ausgang: Zwölf Kondome im Ofenrohr, gefüllt mit Rot, Gelb und Orange, ein ohrenbetäubender Knall, ein Schuss. Mit ziemlicher Wucht klatschte die Farbe auf die Leinwand. Das Ergebnis war „Fire“. Im Laufe der nächsten Monate kamen weitere Bilder hinzu. Ein Teil davon ist nun erstmals öffentlich zu sehen – bei der
„Paintropy“-Ausstellung im Sanatorium 23 in Friedrichshain.
Martin Ostermayer, geboren 1976 im pfälzischen Speyer, hat schon in jungen Jahren erste Sprengungserfahrungen gesammelt. Mit 15 jagte er mit einer selbst angerührten Schwarzpulver-Mischung die Mikrowelle im elterlichen Wohnhaus in die Luft. Später lernte er dann auch noch etwas Anständiges und studierte Elektrotechnik und Computer Science in Berlin und London. Er arbeitet als Hardware Developer bei Native Instruments in Kreuzberg und entwickelt dort elektronische Musikinstrumente für DJs,
Musiker und Produzenten.

Invited: Mino Kodama, Christina Moutsiana, Victoria Sordo, Sarah Fedorcio, Simon Makin, Sarah Jane Healy, Darren Grant, Precila Man-Tang, Yuka Chan, Marco Schubert, Michael Hlatky, Johannes Mai, Jim Mazur, Enzo Pietropaolo, Peter Roth, Bilen Emek Abali, Daniela Christina Gehrlein, Kenneth Jensen, Chan Kwai Ho James, Tor Ben, Martin Ostermayer show more »